Tag 88 - 97 Hamburg bis Vernon
Appalachian Trail 2015
Tag
Trailmile
21.6., Hamburg (Zero)
Der heutige Tag sollte eigentlich kein Zero werden, zumindest war es nicht so geplant, aber solche Pläne ändern sich ja gerne mal. Der Grund ist ganz einfach, die letzten rund 200 Mi von Harpers Ferry aus sind wir in 11 Tagen gelaufen und ein Pause ist vor diesem steinigen Abschnitt sicherlich nicht verkehrt. Bei meinem 27 Mi Tag habe ich mir zudem ein bisschen Wunde Zehen gelaufen, da meine Füße einfach die ganze Zeit nass waren. So haben sie heute ein bisschen Zeit um zu heilen. Heute ist nicht nur Sommeranfang, sondern auch Naked Hike Day, den wir damit nun verpassen. Nach dem Frühstück ging es dann nochmal zum Outdoorladen, da ein paar Socken doch schon nicht mehr ganz ok ist. Für Earth gab es ein paar neue Schuhe von Meindl, die er sich vorrausschickt. Zum Mittagessen ging es danach zu Wendys, um die größt mögliche Kalorienanzahl mitzunehmen. Als Nachtisch ging es dann in die Hotelbar, wo wir den restlichen Tag verbrachten und uns die Spiele der Fußballweltmeisterschaft anschauten. So könnte es echt jeden Tag laufen :-D
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22.6., Eckville Shelter
Das Frühstück im Microtel Inn ist und war nicht unbedingt der Hammer, aber was soll's, Kalorien rein und los. Der Trail war nicht weit entfernt (1.3 Mi), aber die muss man auch hinter sich bringen. An das Telefon des Shuttles ging leider niemand, so dass laufen angesagt war. Hitch-Hiken klappte auch nicht, aber ich war schon um 8:00 wieder zurück auf dem Weg, was ziemlich gut ist nach einen Zero. Nun hieß es wieder auf die Kammlinie klettern und weiter. Da die Sonne schien, ein leichter Wind ging und es rund 25 grad war, konnte man von einem warmen, aber durchaus angenehmen Wandertag sprechen. Nach einem langen steinigen Anstieg gab es vom Pulpit Rock eine schöne Aussicht auf Hamburg, das einem zu Füßen lag. Von da an ging es nur noch bergab bis zum Shelter. Das steht hinter dem Haus eines Caretakers und hat neben einer Dusche auch eine richtige Toilette. Den ganzen Nachmittag war dann ausruhen angesagt. Am Abend kamen dann die anderen und es wurde ein richtig lustiger Abend mit norddeutscher Gesangseinlage von Earth. An der Veranda war eine Futterstation für Kolibris angebracht. Die kamen am Abend dann auch und wenn man ruhig stand, umschwirrten sie meinen Kopf - äußerst witzige kleine Vögel.
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23.6., Georg W. Outerbridge Shelter
Der Wetterbericht für heute sagte zunächst 35 grad und am Nachmittag schwere Gewitterstürme. Es ging daher schon um 6 Uhr los. Zunächst musste ich erstmal wieder auf die Kammlinie aufsteigen. Da es heute nicht besonders gut mit Wasserquellen aussah, nahm ich 3 l Wasser mit. Ab der ersten Aussicht wurde es flacher, aber immer wieder wurde es steinig. Kurz vor dem Bake Oven Shelter ging es über das Knife Edge. Hier gab es eine schöne Kletterei auf den Felsen mit Aussicht. Zwischendurch traf ich Chet, der mir als kleine Trailmagic eine Packung M&M's gab. Im Bake Oven Shelter machte ich dann Mittagspause mit einem kleinen Schläfchen. Ich hoffte so dem Regen auszuweichen. Um 15:30 ging es dann weiter auf die letzten Meilen. Immer wieder ging es über große Geröllfelder. Nach weiteren 2 Mi gab es eine richtig gute Trailmagic mit allem was man braucht. Zunächst trank ich schnell eine Cola, denn es donnerte bereits heftig. Ich nahm mir noch eine Banane, 2 Poptarts und Instantnudeln mit, so dass ich morgen nicht in die Stadt muss, um Essen nach zu kaufen, sehr gut. Captain Planet und Silent Force waren inzwischen auch angekommen und nachdem alles verstaut war, begann der Sturm. Man konnte nix dagegen tun außer weiter gehen. Nach 30 min war so gut wie alles vorbei, der Trail geflutet und ich patsch nass. Zum Glück waren im Shelter nur zwei Section-Hiker mit Hund, so dass für alle ausreichend Platz da war. Am Abend stellte ich noch fest, das wir heute irgendwann über die 2000 km Marke gewandert sind :-D
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24.6., Leroy A. Smith Shelter
Am Morgen hieß es aus dem kuschligen Schlafsack kriechen und in die nassen Schuhe steigen. Ich wusste genau was passieren wird, die Füße werden aufschwemmen und die Zehen werden wieder wund werden. Nach dem kurzen Abstieg überquerte ich einen Fluss und eine Straße an einer Ampel, an der man wohl etwas gegen Hiker hatte. Danach begann es - der richtig steinige Teil von Pennsylvania. Am Anfang ging es steil bergauf und ich konnte endlich mal ein bisschen klettern. Von der Spitze gab es einen super Ausblick auf die beiden Täler zu beiden Seiten. Danach ging fast eben weiter bis zur Superfund Umleitung. Hier in Walnutport wurde bis 1982 eine Zinkschmelze betrieben, die den kompletten Berg und das Grundwasser darunter verseucht hat. Ein paar Jahre später wurde der Berg in das Superfundprogramm aufgenommen und wird seit dem renaturiert. Das Grundwasser weißt
immer noch viel zu hohe Metallwerte auf und es ist fraglich ob der AT jemals an seinen ursprünglichen Ort zurück kann. Wenigstens gab es von der Umleitung einen schönen Ausblick. Danach war der Weg einfach zugewachsen und steinig bis zu meinem Shelter für diese Nacht. Das Wasser am Shelter war ziemlich weit weg, daher leerte ich zunächst alle Flaschen durch trinken und kochen, um sie dann direkt an der Quelle zu füllen und noch einen vollen Wassersack mitnehmen zu können. Zum Glück konnte ich Captain Planets Pumpe benutzen, ansonsten hätte es wahrscheinlich ewig gedauert. Der Rückweg zum Shelter war mit den 5 kg Wasser dann eher eine schweißtreibende Angelegenheit.
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25.6., Delaware Water Gap
Der Tag heute begann wie der gestrige aufgehört hat - steinig. Das einzige Trostpflaster für mich war, dass das der letzte komplette Tag in Pennsylvania war. Ich hoffte, dass wie durch ein Wunder morgen keine Steine mehr auf dem Weg liegen würden, aber mal schauen. Es hieß erstmal den ganzen Tag auf die "Rolling Stones" zu achten. Es gab weiterhin keine Wasserquellen auf dem ganzen Weg und damit hieß es Wasser schleppen. Ein weiterer Lichtblick war das Hostel, das am Ende des Tages mit einer Dusche und noch viel besser mit einem Hot Dog Abendessen lockte. Ich kam um 16:00 dort an und erwischte einen freien Platz im Bunkroom. Nach der Dusche hieß es mit leerem Magen auf das Abendessen warten, was echt nicht leicht war. Zwischendurch schaute die Pastorin der "Kirche des Berges" vorbei, um mit uns ein wenig zu plaudern. Sie war früher Journalistin und wollte ein Buch über die Hiker und ihre Geschichten schreiben. Um 18:00 war es dann endlich soweit und das große Essen war eröffnet. Es gab Hot Dogs, Salate, Bohnen und als Nachtisch Cookies, selbst gemachtes Eis und Kuchen. Jeder wurde satt und das ist bei 20 hungrigen Hikermägen plus Kirchgemeinde nicht einfach gewesen. Für mich ging es danach noch schnell nach Stroudsburg um Essen zu kaufen. Als ich zurück war, konnte ich nur noch erschöpft in meinen Schlafsack krabbeln. Der Ort ist berühmt für seinen Jazzclub, leider war ich dafür einfach zu fertig - schade.
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26.6., Ratle Snake Spring Campsite
Da am Morgen das Zwitschern der Vögel im Haus fehlte, schlief ich ein bisschen länger als sonst. Zum Frühstück ging es die Bäckerei der Stadt und es gab für mich ein super leckeres Eclair. Ich hatte leider schon vorher eine Packung Toffifee gefuttert, daher war für mich dort Schluss. Silent Force hatte Fritten und Ei Sandwich. Er und Captain Planet wollten heute einen kurzen Tag machen und später starten. Ich marschierte daher alleine los. Auf der Brücke aus der Stadt war es dann soweit, ich überquerte die Grenze zu New Jersey und kann damit sagen: "Pennsylvania wurde von mir abge(Rock)t ;-) " Danach ging es wieder auf die Kammlinie und dieses Mal gab es sogar mal was zu sehen. Zunächst kam ich an einen schönen See, an dem das Schwimmen natürlich verboten war, wie soll es auch anders sein. Von da aus ging es weiter auf den Berg mit einem guten Überblick. Auf dem Kamm gab es dann immer wieder einen Ausblick und am Ende einen 360 grad Blick vom Feuerwachturm. Leider sind die Steine heute nicht auf magische Art und Weise verschwunden, aber es war schon ein bisschen besser. An der Klapperschlangen Wasserquelle machte ich dann halt und baute für die Nacht mein Zelt auf. Zu einem kurzen Fazit über Pennsylvania. An sich waren meine Befürchtungen, was die Steine angingen ein bisschen übertrieben, denn die ersten 200 Mi liefen sich ganz gut, auch wenn hin und wieder mal was im Weg lag. Anstrengend waren eigentlich nur die letzten 40 Mi bis New Jersey. Froh bin ich aber in jedem Fall diesen Bundesstaat hinter mir lassen zu können.
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27.6., Gren Anderson Shelter
Die Wettervorhersage für heute sagte ab dem Morgen Regen für den kompletten Tag voraus. Ich baute mein Zelt daher schon um 5:30 ab und zum Glück blieb es bis um 8:00 auch noch trocken. Danach ging es los und sollte bis zum nächsten Tag nicht mehr aufhören. Nach 10 Mi stand ich auf dem Ratle Snake Mountain. Dort hing ein Zettel mit der Aufschrift: "Vorsichtig Schlangen verstecken sich zwischen den Steinen". Ich ging zwei Schritte und merkte erst beim Fußheben, dass unter mir eine Schlange war. Zum Glück schlief sie, da es regnete und nicht besonders warm war. Bis zum Shelter hielt ich nicht einmal an, einfach nur weiter weiter und dann raus aus dem Regen. Die Aussichten des Tages beschränkten sich eh auf 50 m, von daher gab es nichts zu entdecken. Ich kam um 13:00 an und das Häuschen war nahezu halb voll. Nach dem ich gegessen hatte, gab es nur noch eins zu tun in den Schlafsack kriechen, denn es ist wirklich kalt hier. Das Shelter füllte sich sehr schnell und neben den vielen Amerikanern, war auch eine junge Deutsche Two Shoes.
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28.6., Murray Property
Die ganze Nacht stürmte es aufs heftigste und die Temperatur fiel sehr tief und es war ziemlich kalt. Am Morgen waren es 13 grad, was sich viel anhört, aber aufgrund des Windes / Regens kälter anfühlte. Es dauerte gefühlte 3 Stunden, um sich aus dem Schlafsack zu schälen und in die nassen Klamotten zu quälen. Um 7:30 war es dann soweit und ich konnte in den Sturm hinaus ziehen. Die Steine waren super rutschig und der ganze Trail geflutet. Die Aussichten des Tages konnte ich mir schenken. Nach einer Weile auf dem Kamm ging es hinunter ins tiefere Land und durch die Felder. An einem der Felder stand Outlier und fotografierte ein kleines Tier. Ich habe absolut keine Ahnung was das ist, aber vielleicht ihr? Durch den Regen sind die Flüsse ein bisschen höher als sonst (vermutlich). Die Schuhe waren eh komplett nass, aber man musste es ja nicht übertreiben. Immer wieder ging es auch über Wiesen in denen das Wasser der letzten Tage stand, da halfen dann auch die Planken nicht das geringste. Ziemlich nass kam ich dann an einem kleinen Geheimtipp an - dem Murray Anwesen. Jim Murray hat direkt am Trail ein großes Areal gekauft und ein kleines Shelter darauf gesetzt. Hier gibt es eine Heizung, Steckdosen, Wasserhahn und eine Solardusche. Nach dem ich mich im lauwarmem Wasser geduscht hatte, fühlte ich mich direkt besser. Während meines Abendessens kamen dann auch noch ein paar Rehe vorbei. Warum ist das hier ein Geheimtipp? Im Buch ist dieses Shelter als solches nicht direkt erkennbar und wird daher oft überlesen. Nach 1.5 h kamen auch Silent Force und Captain Planet an. Sie erzählten mir, dass sie Delaware Water Gap einen Tag später als ich verlassen hatten und die letzten 2 Tage immer 25 Mi im Regen gemacht hatten.
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29.6., Vernon
Die Nacht war ziemlich angenehm, da es einfach warm (geschlossener Raum) und trocken war. Leider war Silent Force ein bisschen erkaeltet, so dass er richtig heftig schnarchte. Ich musste daher mal wieder die guten alten Oropax heraus holen, die ich seit 3 Wochen nicht mehr benutzt hatte. Zum Guten Morgen Gruss kam dann endlich die Sonne raus und wir freuten uns alle tierisch darueber (wahrscheinlich werden wir sie in 2 h wieder verdammen, weil es zu warm ist, aber egal :D ) Der Weg führte heute zurück ins Tal und es galt zunächst durch die Sümpfe zu kommen. Dazu musste man auf rutschigen Planken laufen, aber das war auf jeden Fall mal wieder eine Abwechslung zum "normalen" Wald. Weiterhin ging es durch ein Vogelschutzgebiet bevor es nochmal hieß: "Ab hier dürft ihr wieder schwitzen". An der letzten Straße vor Vernon wartete dann noch eine Ueberraschung auf mich - Trailmagic in Form von Poweraid von Bloop Bleep. Er ist ebenfalls in diesem Jahr unterwegs und ich habe ihn auf dem Weg schon mehrmals getroffen, bevor er sich jetzt eine Woche Auszeit genommen hat. Die letzten 2 Meilen des Tages verliefen dann wieder auf Holzstegen, diesmal jedoch deutlich besser ausgebaut, denn das hier war eine kleine Touristenattraktion (ebenfalls ein Vogelschutzgebiet) und dementsprechend waren auch viele Menschen unterwegs. Das machte das Vorankommen natürlich nicht unbedingt einfacher. Ich kam kurz vor 12 an der Straße nach Vernon an und dort warteten schon 2 andere Hiker, die ich früher schon mal gesehen hatte. Sie waren gerade als Day Hiker unterwegs und daher mit einem Auto am Start. Sie nahmen mich freundlicherweise mit in die Stadt und so musste ich keine einzige Minute warten - ziemlich geil. In der Kleinstadt Vernon ging es dann zum Kirchenhostel, wo es einfach wunderbar ist, denn es gibt eine Dusche, Waschmaschine, einen Computer und einen Fernseher. Die Restaurants sind nicht weit weg und einen Supermarkt in der Nähe gibt es auch- kurz um sehr hikerfreundlich. Das Beste am Hostel war das kostenlose Eis, das im Kühlschrank lagerte, also ein durchaus gelungener Tag.