Wir sind am Morgen unseres ersten Zeros kurz noch mal umgezogen und zwar in das Alpine Court Motel. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass in den USA jedes Geschäft, Restaurant oder auch die Besucherzentren WLAN anbieten. Wie auch immer, dieses Motel bietet es jedoch nicht an, was für uns bedeutete, zur örtlichen Bücherei zu gehen, um nicht ganz den Kontakt zur Welt zu verlieren. Die letzten Tage waren ja eher etwas feuchter. Das führte dazu, dass die Klamotten (und irgendwann auch man selbst) nach nassem Hund zu riechen. Wir entschieden daher, nicht wie üblich alles in eine Waschmaschine zu schmeißen, sondern dafür 2 Klamottenrunden zu machen. In der Zwischenzeit konnte man die Stadt nochmal näher erkunden. Hot Springs ist eine doch eher kleine Stadt. In 10 min auf der Hauptstraße ist man einmal komplett durchgelaufen. Es gibt hier neben 4 Restaurants, 2 Lebensmittelläden, Hostel, Motel und ein paar anderen Geschäften nicht viel zu sehen. Außerhalb der Thru Hiker Saison kommen Leute zum Raifting auf dem Fluß oder um sich in den heißen Quellen zu entspannen. Am Abend war ich dann zum ersten mal mexikanisch Essen. Als ich dann noch einmal zur Bibliothek ging, saß ein älterer Indianer neben mir und wir unterhielten uns ein wenig über alles mögliche, angefangen in der Geschichte des Bürgerkriegs bis hin zur Solarenergie. Er war eine Weile in Deutschland stationiert (um 1987) und konnte daher einige meiner Ansichten nachvollziehen. Normalerweise sind die Gesprächsthemen am Abend in den Shelter: Essen, Wo kommt ihr her?, Ausrüstung, Aussichten des Tages und nochmal Essen.
Am zweiten Tag ist nicht wirklich etwas großartiges außer Ausruhen passiert. Ich bin nun seit 4 Wochen unterwegs und ich möchte einfach mal eine kurze Bilanz ziehen. Die ersten beiden Wochen waren schon ziemlich hart. Seit dem geht es aber sowohl körperlich und die Meilen pro Tag nach oben. Bisher gab es keine Blasen an irgend einer Körperstelle und ich hoffe, dass es dabei auch bleibt. Ich habe so viele verschiedene Menschen getroffen. Wenn ich die in Schubladen stecken müsste, wären da Rentner, Hippies, Lebenskünstler, Dauerwanderer, Ex-Soldaten, Highschoolschüler und andere Verrückte (was allen allerdings nicht gerecht werden würde, da jeder seine eigene Geschichte hat). Ich hatte bis auf die Smokys und kurz danach eigentlich nur schönes Wetter, worüber man schon ziemlich glücklich sein kann. In dieser Zeit habe ich 270 Meilen (434 km) hinter mich gebracht und freue mich auf den nächsten Monat, denn die Landschaft wird sich ein wenig verändern und ich werde neue Leute treffen, da bin ich mir ziemlich sicher. Was ich mir allerdings wünschen würde, ist eine intelligenterer Trailverlauf, denn manchmal klettert man 2 h um einen Berg hochzukommen und dann biegt er 150 m unter dem Gipfel ab, offensichtlich der Meinung “Nö, wenn du eine tolle Aussicht haben willst, musst du ein paar extra Meter machen.”
Trailmeile: 274.4